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Tour du Nord: Intermezzo Hirtshals - Bergen

Intermezzo Hirtshals - Kirkenes

In Hirtshals ist das Oceanarium Northsea ein touristisches 'sollte man unbedingt'. Es zeigt das Leben in der Nordsee und setzt sich mehr oder weniger kritisch mit der Fischerei auseinander.

Die Fütterung der Mondfische, Haie und Riesenrochen durch einen Taucher war ein schönes Schauspiel. Auch die Schwarmbildung war hübsch anzuschauen.

 

Eine spektakuläre Größe erreichen die Mondfische, die wegen ihren geringen Vorkommens ökologisch keine ihrer Größe entsprechenden Rolle spielen. Um wieviel bedeutender ist das Größenvergleichsobjekt.

 

 Zum genius loci  führte uns der (Bus)ausflug nach Skagen, einem sehr schönen Ort mit einem lebendigen Hafen.

 

Das Zusammenströmen der Nordsee (Skagerak) und der Ostsee (Kattegatt)  sieht man erst 3 km weiter nördlich. Von Grenen aus fährt der 'Rote Sandwurm' direkt an den Ort des Geschehens. 

 Nun mag sich die geneigte Leserschaft auf die Suche nach  der Nordsee (Wellen von links)  und der Ostsee (Wellen von rechts) machen!

 

 Das Gejammer ueber das daenische Wetter hat wohl doch geholfen  und wir werden von Juetland mit mit bestem Sommerwetter verabschiedet. Wir nutzen selbiges und geniessen die Aussicht vom Leuchtturm, allerdings auch wieder auf  den "Westwall" aus dem Dritten Reich. Man bedenke: Der letzte Bunker hier wurde im Herbst 1944 fertiggestellt. Knapp vier Jahre hockten hier die Soldaten und warteten hier  - bis an anderer Stelle der Anfang vom Ende des Irrsinns sich seinen Weg bahnte.

 

Abends wartet das Abenteuer Faehre. Es ist spannend, wie Fahrraeder "versorgt" werden: Bezahlen muss man gute Summen, aber wirklich kuemmern tut sich niemand. So stehen wir in der normalen Autoschlange, nach dem Check-In duerfen wir in Reihe 1 (Zweiraeder und Fahrzeuge mit Menschen mit Behinderungen), um schliesslich hinter den rauchenden Auspueffen der Motorbiker einzufahren.

 

Ein romantischer Abschied von Daenemark!

Die Ausschiffung in Bergen ist sehr nuechtern, zwischen all den Lastwagen, aber wir sind in Norwegen! Was auf dem Stadtplan so "gerade durch" zu unserem Hotel aussah, entpuppte sich als hoechste Stelle des Zentrums von Bergen, wo frueher wohl ein Kloster gestanden hat. Wir schoben durch enge Gassen zwischen alten Holzhaeusern hindurch ca. 16% rauf wie runter ueber Kopfsteinpflaster. Auf diese Weise haben wir mehr oder weniger zufaellig "Gammle Bergen" (altes Bergen) kennengelernt.

 Best Western:  Wir logieren mitten in der Stadt und dennoch wunderbar ruhig.

In den naechsten 48 Stunden hakten wir die wichtigsten Highlights ab: Bei sehr schoenem Wetter (Bergen ist die regenreichste Stadt Skandinaviens!) und guter Sicht fahren wir mit der Seilbahn auf den Ausflugsberg Floeyen (oder so aehnlich) und geniessen den wunderbaren Blick ueber Bergen mit seinem zentralen Hafen.

Wir streifen durch die beruehmten Holzhaeuser im Stadtteil Bryggen. Hier lebten deutsche Hansekaufleute und trieben Handel, v.a. mit Stockfisch von den Lofoten und Weizen aus dem Baltikum und suedlicheren Gefilden. Heute werden die Haeuser von Kuenstlern genutzt und selbstverstaendlich wird der uebliche Tourischnickschnack angeboten. Wenn  andererseits wir Touris  -- darunter zahlreiche Chinesinnen und Chinesen -- diese Angebote nicht dauerhaft wahrnaehmen, waere der Erhalt dieses historischen Viertels gefaehrdet . Nach den letzten Braenden wurde immer wieder der Abriss und Neubau von z.B. Hotelburgen gefordert. 

 

Im Hintergrund erkennt man unser naechstes Ziel: Den Rosenkranzturm (16.Jh.) und Koenig Hakons Halle (12.Jh.). Heute ruesten sich dort die Helden der Neuzeit!

Im Hansemuseum konnten wir uns ein gutes Bild vom Leben und Arbeiten in der Hansezeit, im Speziellen in Bergen, machen. Es ist das aelteste Haus in Bryggen. Nach ausgiebigem Studium der Museumssexponate scheinen uns  die Hanse eine Art  frueher "Global Player" gewesen zu sein, die sich durch politische und sonstige Aktivitaeten die passenden Privilegien und Sonderrechte zu verschaffen wussten, um  vom 13. bis ins 17. Jahrhundert von Konkurrenten moeglichst ungestoert eintraeglichen Handel treiben zu koennen.  Ob Google und Co. einen aehnlichen langen Atem haben werden, wird sich uns leider nicht erschliessen.

In Bergen war ein "nur" Hansekontor eingerichtet, Bergen selbst war keine Hansestadt wie Luebeck etc. Die deutschen Kaufleute lebten dort nach strengen Regeln (keine - offiziellen - Frauen! Bergens Reeperbahn verlief direkt hinter den Hansehoefen ) und sehr abgeschottet von der Stadt. Das Kontor in Bergen hielt sich von allen Hansekontoren am laengsten (bis 1754).

 

Und dann erneute Spannung beim Einschiffen auf die "Kong Harald" der Hurtigruten-Linie. Unser Gepaeck, 9 Einzelstuecke an der Zahl, hatten wir im Terminal am Quai wie im Flughafen auf das Foerderband aufzugeben: Es werde alles an die Kabinentuer gebracht. Ab 16:00 Uhr darf man nach einer Sicherheitsbelehrung aufs Schiffs. Zum Einchecken der Raeder heisst es jedoch nocheinmal von Bord zu gehen, um diese zum Verladen vorzufahren. 

Wir warten eine knappe Stunde nach der anberaumten Boarding-Zeit, gemeinsam mit den zugelassenen 12 Autos und einem Motorrad, vor dem Schiff. Allmaehlich wird klar, dass die grosse Ladeluke nicht ganz so funktioniert hat wie sie sollte. Schliesslich duerfen wir als erste ueber die kleine gruene Rampe links einfahren, werden mit einem Lifter in den Laderaum hinab befoerdert und in einer Ecke verstaut. Alle Autos werden auf diesem Wege verfrachtet: Das dauert.

 Unterdessen ist  die Abfahrtszeit der "Kong Harald" stark herangerueckt und immer noch wird Gepaeck verladen und vor den Kabinentueren deponiert. Wir koennen gar nicht schnell genug aus dem Laderaum herauskommen, um -- wie am Nikolaustag -- vor unserer Kabinentuer nachzuschauen, ob endlich unsere Sachen dort hinterlegt wurden. Wir atmen auf, als wir zahlreiche gelbe orangene und rote Gepaeckstuecke sichten. Aber nein, beim Durchzaehlen sind es nur 8 Stuecke. Das unentbehrliche Zelt fehlt.  Wir lassen vom Deck aus die noch einfahrenden Gepaeckwaegelchen nicht aus dem Auge. Wir versetzen das Personal an der Rezeption in Aufruhr; die Gepaeckschlepper werden daraufhin nochmals durch das Terminal gejagt, um alle Ecken nach dem vermissten Stueck abzusuchen - Vergeblich. "Das Teil muss an Bord sein", folgert messerscharf die sehr engagierte Chefstuardess ... und Kong Harald setzt sich in Bewegung ...  Wir glauben nicht so recht daran, dass unser Gepackstuck Nr. 9 tatsaechlich mitgekommen ist, sehen unser Zelt nebst Unterlegmatte, irgendwo am Band haengen geblieben, unerkannt  im Terminal schmoren und beginnen Plan A, B, C, ... vor unseren geistigen Augen zu entwickeln: Morgen nochmals im Terminal anrufen lassen; ein neues Zelt in Trondheim kaufen (aber: gibt es dort die passenden Laeden und vor allem Zelte?); etwas im Internet bestellen und nach Kirkenes gemaess Hurtigruten/Empfehlung schicken lassen; eine aehnliche Aktion aber mit Hilfe vertrauenswuerdiger und kompetenter Mttelsmaenner bzw. -Frauen aus der Bachstrasse bewerkstelligen lassen; und und und ... Dazu kommt, dass die Internetverbindung und damit unsere Informationsbeschaffungsmoeglichkeit auf der Kong Harald zeitweise miserabel  sind. Unsere Nachruhe war weitaus weniger gut als gewuenscht. Nach einem appetitlosen Fruehstueck wollen wir uns, bevor wir Plan A, B, C ... angehen, pflichtbewusst, wenn auch ohne Hoffnung, nach etwaigen Neuigkeiten ueber den Verbleib des Zeltes erkundigen und -- wir trauen unseren Augen kaum -- da wartet es auf uns an der Rezeption. Es war vor einer falschen Kabinentuer abgelegt worden und die Inhaberin derselben hatte es zur Rezeption gebracht. Nur mit Muehe konnten wir uns zurueckhalten, das Rezeptionspersonal vor Freude abzukuessen.

Seitdem fliesst die Zeit auf dem Schiff dahin wie ein grosser ruhiger Fluss. Der durchgemachte Stress laesst uns auf der anderen Seite die Fahrt mit ihren grossartigen Landschaftseindruecken noch intensiver geniessen ... wenn da nicht unsere Vergesslichkeit waere.   Davon aber spaeter ...