Tour du Nord : Karelien II
Grundsätzlich darf man sich hier oben im Norden einen Ort nicht wie bei uns vorstellen: Er zieht sich oft über zig km hin mit ganz verstreut liegenden Häusern, die man von der Straße aus häufig gar nicht wahrnimmt. Bei dieser unglaublich weitläufigen Besiedlung ist die Zunahme des Verkehrs eine logische Folge. Aber es gibt halt bei der Bevölkerungsdünne viel Platz und offensichtlich mag man gern alleine sein. Was dem Norweger das Leerfischen von Fjorden und Flüssen ist (die Lachse werden neuerdings mit Netzen abgefischt - alle Größen - ), ist der Finnischen Regierung der Holzraubbau. Sie macht der Forstverwaltung wirtschaftliche Vorgaben, die wiederum zu Kahlschlägen führen, die auf Dauer nicht regenerierbar sein dürften. Die Überhälter reichen nicht mehr; man züchtet neue Bäume in 'Baumschulen'. Wie beim Überfischen werden schon sehr junge Bäume geschlagen. Nachhaltig??
Von den rund 200 Kilometern, die wir auf der Via Karelia gefahren sind, befinden sich zu unserer bösen Überraschung 27km in einem pistenartigen Bauzustand, wieder kommen wir weniger schnell voran. Aber zum Trost taucht die ersehnte 'weißt du noch' Haapajokibrücke auf (mit ein Grund für diese östliche Rundtour. Dazu mehr in 'karelische Erinnerungen'). Die Straße ist sehr angenehm geringst befahren und wir schlagen unser Zelt ganz nah zur Straße auf. Herrlicher Moos- und Beerenkrautuntergrund. Da war es, das Gefühl vom Früher, als wir vom Boot aus immer wild gezeltet haben. Wir hatten für die Hygiene immer Wasser und konnten mehr Vorräte transportieren. Von der Straße findet man zu den Seen selten Zugang oder dieser ist verdreckt oder es taucht ganz versteckt noch ein Häuschen auf. Und jeder Wassertropfen ist heilig. Trotzdem freuen wir uns in mitten von Mücken in der Wildnis zu sein.
Der begehrte Morgenkaffee kam wiedermal ganz unerwartet (kein Hinweis auf der Karte) und ließ uns eine nette Bekanntschaft machen: Sergej hatte vor 8 Jahren diese alte Schule gekauft und versucht dort vom Tourismus zu leben (Kanu, Huskies...), lebt mit und von der Natur (Pilze, Beeren), verarbeitet Holz fantasievoll zu Schlaflandschaften, in denen er Saisonpfücker unterbringt. Vor 30 J. ist er aus der Ukraine gekommen. Wir verabreden für später einen Ausflug mit ihm. Und wieder kam alles anders, als wir uns das gedacht hatten: Wir gingen davon aus, dass es auf Lieksa zu flacher werden müsse - es wurde nach dem ersten Nordlappland-Fahrtag unser schwierigster. Die Straße führte quer zu eiszeitlichen Moränenhügeln. Wir nannten sie Achterbahn. Neben freundlichen bis 9% Schiebestrecken gibt auf solchen Abschnitten auch immer wieder schöne Ausblicke. Wir erreichen den Campingplatz von Lieksa, dem wir von vor 25 J. kannten.
In Lieksa organisieren wir die Rückfahrt und noch zwei Ausflüge/Wanderungen: Die erste in den Patvinsuo-Nationalpark. Sergej holt uns vom Zeltplatz ab, schon die Fahrt war ein Erlebnis: Besagte Achterbahn als Piste, von einem Einheimischen befahren. Patvinsuo ist ein großes Sumpfgebiet, durch das nicht allzu breite Bohlenwege führen.
Es war übrigens ein komisches Gefühl, als Sergej, der uns vom Campingplatz abgeholt hatte, nachdem er uns die Route erklärt hatte, wieder wegfuhr und wir mutterseelenallein in dieser Wildnis waren. Aber wir hatten volles Vertrauen, dass er zur verabredeten Zeit wiederkommt. Am Zielort der Wanderung genießen wir den Ausblick von einem aus Baumstämmen gebauten Aussichtsturm. Noch ein Käffchen mit den beiden netten Zeltplatzherren, die sich natürlich kennen.
Der zweite Ausflug ging an den in den 'karelischen Erinnerungen' beschriebenen Neitikoski. Dieses Mal war uns Leena aus der Touriinformation behilflich, eine Fahrerin zu finden. Rauni hat uns prima gefahren. Das Prinzip des sich irgendwo hinfahren zu lassen, kannten wir von damals. Die Leute zu finden, ist sehr unterschiedlich. Um den Frühstart in Lieksa geschickter hinzukriegen, ziehen wir in eine Mökki um.
und starten im dichten Nebel. nach nach dem Morgenmüsli in unserer liebgewordenen Küchenecke bei 6 Grad.